Es war Schlafenszeit. Ich nahm an, dass sie schon im Bett lag, deshalb machte ich meinen Rundgang, bei dem ich prüfte, ob alle Türen verriegelt und das Garagentor geschlossen war. Im Vorbeigehen machte ich Tür des Wandschranks in der Diele zu und – ganz entgegen meiner Gewohnheit – sperrte sie ab. Wir hatten einen neuen Türknauf mit einem Schloss eingebaut als wir das Spielzeug unserer Enkelkinder dort hinein gepackt hatten, der Schlüssel hing an einem Haken außer Sichtweite.
Ich drehte mich von der Tür weg und machte das Terrassenlicht aus als ich ein Geräusch hörte. Jemand im Nebenhaus hatte die Stereoanlage zu laut, dachte ich, aber das war keine Musik. Es war ein Klopfen. "Klopf, klopf.“ Und es kam aus dem Wandschrank.
Wir haben keine Haustiere, aber einmal hatte sich ein Kaninchen in die Garage verirrt. Ein anderes Mal hatte ein Eichhörnchen unsere Garage für einen guten Platz gehalten, dort Futter zu suchen. Ich hoffte, dass kein Tier auf meinem Weg von der Garage zum Wandschrank an mir vorbeigehuscht war und schloss die Tür auf. "Mmmfff, was machst du da?“ hörte ich.
Ich kannte keine Kaninchen oder Eichhörnchen, die sprechen konnten, also schaute ich in den Wandschrank. Dieser Schrank befindet sich unter der Treppe, die nach oben führt und obwohl er genug Platz bietet, Kleider in seinem vorderen Teil aufzuhängen, wird der Platz drinnen kleiner und kleiner, niedriger und niedriger, während er dem Raum unter den Treppenstufen folgt. Da drinnen, das Spielzeug unserer Enkelkinder beiseite schiebend, war mein "Darling Wife“. "Mmmmmphh,“ sagte sie.
"Willst du hier drin schlafen?“ fragte ich und hoffte, das dem nicht so war.
"Ich habe nach ein paar UFO`s geschaut,“ sagte sie.
"Zur Schlafenszeit, hinten im Wandschrank? In den Tiefen des Wandschranks?“
"Ich habe nach einem alten Projekt gesucht, das ich weggelegt habe. Es ist noch nicht fertig.“
"Hier drin?“
"Es ist ein altes Projekt. Ich hatte es angefangen, bevor wir hierhin gezogen sind. Ich denke, ich habe es hier hereingelegt, als wir eingezogen sind.“
"Das ist möglich,“ sagte ich. "Was hast du gefunden?“
"Ich habe die alte Luftmatratze gefunden und eine Gitarre,“ sagte sie. Dabei kroch sie rückwärts aus dem Wandschrank heraus.
"Kein altes Projekt?“
"Ich habe eine Kiste gefunden,“ sagte sie und kam ganz aus dem Schrank, eine Kiste hinter sich herziehend. "Hilf mir beim Aufstehen,“ sagte sie.
Ich half ihr auf ihre Beine. Sie stöhnte, tat ihr bestes um sich wieder aufzurichten, gab auf, und – immer noch ein bisschen vornübergebeugt - zog die Kiste zwischen den Spielsachen hervor und ganz aus dem Schrank heraus.
"Autsch,“ sagte ich mitfühlend.
"Es muss hier drin sein. Ich hab sonst überall nachgeschaut,“ sagte sie.
"Es ist immer da, wo man zuletzt sucht,“ sagte ich. Sie lachte nicht. Sie öffnete die Kiste und verstreute lose Stoffstücke auf dem Boden. Verschiedene Schachteln voll mit Reststücken folgten.
"Ich hab dich,“ sagte sie zu einem Beutel, als sie ihn hochhob. "Ich hab dich,“ wiederholte sie.
"Es ist Schlafenszeit,“ sagte ich.
"Nicht jetzt,“ sagte sie. "Ich muss zuerst gucken.“
"Kann das nicht bis morgen warten?“ fragte ich. Das war eine alberne Frage, aber einmal musste ich immer fragen. Ich weiß, dass beim quilten sogar viereinhalb Minuten Wartezeit viereinhalb Minuten zuviel sind. Mein Quilter, die Frau meiner Träume, hatte eine Verabredung mit Plastikbeuteln voll von Resten.
"Es musste hier drin sein,“ sagte sie. "Ich dachte, es ist hier drin,“ sagte sie. "Es ist hier drin,“ sagte sie, ihre Stimme war eine Trompete himmlischer Musik.
"Gut,“ sagte ich, aber sie sah mich an und ich wusste, das war nicht die richtige Reaktion auf den ruhmreichen Ausgang ihrer Suche. "Großartig,“ sagte ich. "Phantastisch!“
"Geh schlafen,“ sagte sie während sie sich wieder dem großen Plastikbeutel zuwandte, den sie festhielt.
"Kommst du nicht?“ fragte ich. Ich habe eine große Kiste mit Anmerkungen in meinem Kopf, wie diese jetzt gerade. Alle wirken albern, wenn man sie zu einem Quilter sagt, besonders zu meinem Quilter.
"Es dauert nur eine Minute,“ sagte sie. Sie hatte eine kleine Kiste mit Anmerkungen auf meine Fragen in ihrem Kopf. "Es dauert nur eine Minute“ ist eine der Anmerkungen, die sie benutzt, wenn sie über Minuten, Stunden, Tage, Monate, Jahre spricht. Ich sage Jahre, weil sie in diesem Moment den Beutel umdrehte und ein Label sichtbar wurde.
"Ich habe damit 1999 angefangen,“ sagte sie.
Sicher, der Label sagte "Scrappy Kaleidoscope: 1999“.
"Das ist sechs Jahre her,“ sagte ich.
"Ich hatte es vergessen. Ich habe die ganze Kiste mit unfertigen Projekten vergessen.“
"Wie kannst du Quilts vergessen, die du angefangen hast?“ fragte ich.
"Ich habe sie vergessen.“
Die Zeit verging. Ich werde nicht im entferntesten versuchen, Quilt-Zeit zu erklären, ausser das es bedeutet die ganze Zeit zu quilten. Sie erwähnte den Quilt nicht mehr bis heute morgen, als ich zum Frühstück in die Küche kam. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen.
"Ich habe den Quilt letzte Nacht fertig gemacht,“ sagte sie.
"Ich bin überrascht,“ sagte ich. Nein, nein, war ich nicht.
"Es ist ein Restequilt und ich hatte eine Menge Reste zu verbrauchen.“
"Ich wette, alle die Reste, die du in den letzten sechs Jahren gesammelt hast.“
"Es ist ein Restequilt,“ sagte sie. "Ein Kaleidoscope Restequilt. Reste über Reste. FUFO,“ sagte sie. Sie sprach es aus wie "Fuu-fuu“.
"Fufo???“
"Ich habe mir selbst versprochen diesen Quilt fertig zu bekommen und ich habe ihn fertig. Es ist ein "fertiges unfertiges Objekt. FUFO.“
"Also, als du den Quilt vor sechs Jahren begonnen hast und dann aufgehört und ihn weggelegt hast und er in den Tiefen des Wandschranks wartete, hattest du dir lediglich versprochen, ihn anzufangen, und als du aufgehört hast, war er ein UFO, dem du versprochen hast, ihn irgendwann zu vollenden, und jetzt, sechs Jahre später ist er fertig?“
"Quilters Versprechen sind etwas besonderes,“ sagte sie. "Man kann ihnen trauen. Mein Quilt ist jetzt fertig und es ist Zeit fürs Frühstück. Also, wo ist der neue Frühstückstee, den wir letzte Woche gekauft haben?“
"Ich hol ihn dir. Ich verspreche es.“ Ich hielt auch mein Versprechen. Aber es dauerte eine Weile, die Teeschachtel zu finden - in den Tiefen des Schranks hinter der Schachtel mit den Crackern, die hinter der Zuckerdose in dem Teil des Schranks auf dem zweiten Regal stand, das so schwer zu erreichen war, selbst von einem Stuhl aus. Es war der Platz, an dem ich zuletzt suchte.
Aus dem Englischen übersetzt von Angelika Volkenandt mit Erlaubnis des Autors A.B. Silver, Copyright 2005 by A.B. Silver, jegliche Reproduktion oder Weitergabe ohne Genehmigung des Autors A.B. Silver ist verboten.