"Oops!“ sagte ich.
"Wisch das weg! Schnell! Sofort!“ sagte sie.
"Es ist ok. Das ist nur ein kleiner Fleck,“ sagte ich.
"Er ist überall. Kaltes Wasser, schnell, ehe er eintrocknet.“
"Es ist ok,“ sagte ich.
"Wehe, wenn nicht,“ drohte sie.
Das war der erste Fleck auf der neuen, gequilteten Tischdecke. Die Blaubeermarmelade ließ sich problemlos von dem Quadrat entfernen, auf das sie gefallen war – herunter von der Toastscheibe, auf der sie zuvor gelegen hatte – und nur ein forensischer Wissenschaftler mit einem Mikroskop und einer Menge Zeit hätte den Fleck noch wiederfinden können. Danach war ich vorsichtiger. Mein "Darling Quilter Wife“ Joan hatte eine Menge Zeit mit dem Nähen dieses Quilts verbracht. Und trotz meiner wiederholten Einwände, ein Esstisch sei kein geeigneter Platz für einen Quilt – auch nicht mit Platzdeckchen, die den Quilt schützen sollten – und dass es vorhersehbar war, dass sie oder ich oder die Enkelkinder ihn unweigerlich schmutzig machen würden, entgegnete sie, sie habe den Quilt für diesen Tisch gemacht und es gäbe keinen Grund, ihn nicht dafür zu benutzen – auch wenn ab und zu ein Krümel auf ihn fiele.
Es gab auch wirklich eine Menge Krümel auf dem Quilt, Krümel, die wir beide sorgfältig auf den Boden fegten, den wir Momente später dann absaugten.
Krümel waren nicht das Problem. Marmelade schon – und Ahorn Sirup, wenn das Auge nicht so schnell war wie die Hand und mein "Darling Quilter Wife“ ihn über die Pfannkuchen goß, über den Teller – und auf den Saum, der zwei Blöcke des Quilts so wunderbar miteinander verband. "Das geht in der Wäsche raus,“ sagte sie dann. Aber vorher versuchten wir es noch mit ein bisschen Seife und Wasser und vorsichtigem Reiben – und bald war der Fleck nur noch für die Ameisen sichtbar, die nachts ins Haus gekrabbelt waren, die Tischbeine hoch und auf den Quilt. Und als wir morgens zum Frühstück herunter kamen, feierten die Ameisen gerade eine Party auf dem Quilt. Ich entschied mich gegen Ameisenspray, der wahrscheinlich den Quilt auf ewig ruiniert hätte und nahm den Handstaubsauger, der die Ameisen mit einem leisen "swoop“ aufsaugte.
"Vielleicht sollten wir den Quilt waschen,“ sagte ich beim Mittagessen.
"Das ist noch nicht nötig,“ sagte sie.
"Doch....“ entgegnete ich.
"Hast du wieder was verschüttet?“ fragte sie und schaute von ihrem Teller auf und auf meinen Platz, wo mein Teller, mein Messer, meine Gabel und meine Serviette lagen. Mein Glas Aprikosen-Nektar, gegen das ich einen Moment zuvor versehentlich gestoßen war als ich die Zeitung nahm und die Lokalnachrichten aufschlagen wollte, - dieses Glas rollte noch immer über den Quilt, auf den sich sein klebriger Inhalt ergoss. Der Saft erzeugte eine Flutwelle aus Aprikosenbrei, der über die ganze Decke spritzte.
"Entschuldige,“ sagte ich.
"Das geht raus,“ sagte sie, aber ich hörte den leisen zweifelnden Unterton in ihrer Stimme. Es wäre nicht der erste, große Quilt, den sie wusch. Aber nachdem der allererste Bett-Quilt nach der Wäsche ausgesehen hatte als wäre er in einen Hurrican geraten – und obwohl der zweite, den sie sehr viel vorsichtiger gewaschen hatte, in Ordnung war – konnte man nicht sicher sein, dass dieser Quilt nach der Wäsche noch genauso schön und brauchbar sein würde wie vorher.
"Ich hoffe es,“ sagte ich und ich fühlte mich gleichzeitig schuldig, beschämt, traurig und reumütig. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass wir beide – der Quilt und ich – überleben würden, was auch immer als nächstes kam.
"Nachdem die Wäsche des ersten Quilts eine solche Pleite war, habe ich hunderte von Vorschlägen darüber gelesen wie man einen Quilt so wäscht, das er danach besser aussieht als ein Neuer,“ sagte sie.
"Ich hoffe es,“ sagte ich.
"Ich hätte zwei oder drei Standby Quilts machen sollen,“ sagte sie. Sie war bereits aufgestanden und räumte den Tisch ab. Ich war immer noch dabei, den Saft mit einem trockenen Tuch abzuwischen.
"Zwei oder drei was???“ fragte ich.
"Standby Quilts. Der Tisch sieht so hübsch aus mit einer Tischdecke dass er ohne richtig nackt wirken wird.“
"Er wird doch sofort nach der Wäsche wieder auf den Tisch zurückkommen,“ sagte ich mutig. „Oder nicht?“ fragte ich.
"Er braucht vielleicht eine Ruhepause,“ sagte sie und nahm dabei eine Seite des Quilts hoch, faltete ihn einmal und dann ein zweites Mal und trug ihn zur Waschmaschine.
"Ich brauche eine Ruhepause,“ sagte ich zu ihr, aber sie war bereits weg und ich redete mit mir selbst – aber was ich gesagt hatte stimmte. Ich brauchte eine Pause. Ich hatte ein paar Stunden Zeit bis der Quilt gewaschen und getrocknet und wieder auf dem Tisch liegen würde – falls er es bis dorthin zurück schaffte. Ich hatte nie zuvor von einem Quilt gehört, der Aprikosen-Nektar überlebt hätte. Aber andererseits, ich hatte auch nie zuvor von einem menschlichen Wesen gehört, das Aprikosen-Nektar über einen Quilt, der als Tischdecke fungierte, geschüttet hatte.
Sie begann mit dem neuen Tischdecken-Quilt unmittelbar nachdem sie den anderen, den ich fast zerstört hatte, in die Waschmaschine gesteckt hatte. Sie war fest entschlossen.
"Ich muss einen Standby-Quilt machen, damit – wenn die eine Tischdecke schmutzig ist oder zu müde um noch länger auf dem Tisch zu liegen – ein anderer, ausgeruhter Quilt auf den Tisch kommen kann,“ sagte sie in einem Atemzug. Wahrscheinlich benutzte sie für solche Sätze Standby-Luft, die sie in ihren Lungen hortete.
Nachdem sie mir gesagt hatte ich solle den Quilt in den Trockner packen wenn es soweit war, und nachdem sie sich darüber gewundert hatte, warum Waschmaschinen und Trockner keinen besonderen Quilt-Wasch- bzw. Trockengang hatten, ganz speziell einen Aprikosen-Nektar-befleckten-Quilt Waschgang, stürmte sie hoch in ihr Nähzimmer. "Ich brauchte ohnehin ein neues Projekt,“ sagte sie auf halbem Weg die Treppe hoch. Ihre Worte tröpfelten zu mir und meiner Bestürzung hinunter.
Ich ging in den kleinen Waschraum neben der Garage und streichelte die Waschmaschine zärtlich, gab ihr einen kleinen Klaps und sagte doppelsinnig "Machs gut“. Die Trommel drehte sich und gluckerte und ich fühlte mich ein bisschen besser. Vierzig Minuten später, in denen ich mich auf dem Sofa ein wenig ausgeruht hatte, war ich zurück, nahm den Quilt aus der Waschmaschine und steckte ihn in den Trockner. "Darling Quilter Wife“ hatte bereits alle Knöpfe eingestellt, wie Zeit, Temperatur, Trockenmodus, Schontrockengang und was sonst noch an besonderer Zuwendung ein Quilt brauchte. Ich streichelte den Trockner, gab ihm einen kleinen Klaps und drückte den Einschaltknopf. "Sei lieb,“ drängte ich.
Eine Stunde später kam sie von ihrem Nähzimmer herunter, nahm den Quilt aus dem Trockner und trug ihn in die Küche um ihn auf den Tisch zu legen. Ich half ihr, mit vor Angst fest geschlossenen Augen. Ich war ein bisschen ungeschickt, aber in wenigen Augenblicken war es getan. Ich öffnete meine Augen und sah zuerst sie an. Sie lächelte.
"Versuch den Fleck zu finden,“ sagte sie.
"Ich sehe ihn nicht,“ sagte ich ohne hinzuschauen.
"Guck,“ sagte sie. Ich guckte. Kein Fleck.
"Er ist prima rausgegangen,“ sagte sie. "Möchtest du einen Tee und einen Muffin?“
"Tee???“ Das würde ich nicht wagen. Nochmal essen? Niemals! Wieder Tee oder Kaffee oder Saft auf diesem Tisch? Niemals!
"Ich habe mit dem neuen Quilt angefangen, und danach mache ich vielleicht noch einen,“ sagte sie.
"Tischdecken-Quilts?“
"Stand-By Quilts. Der Tisch möchte abgedeckt werden,“ sagte sie. "Er muss immer gedeckt sein.“
"Aber was wenn....?“ Ich konnte es vorhersehen – verschüttete Bratensoße, verschütteter Kaffee, verschüttete Suppe.
"Ich habe einen großen Stoffvorrat, eine Menge Seifenpulver, genug Wasser und viel Zeit.“
"Bist du sicher? Dieser hier ist doch gerade erst gewaschen.“
"Du hast doch nicht etwa geplant, wieder was zu verschütten, oder?“
"Ich werde nie wieder etwas umwerfen, nie wieder etwas verschütten und nie wieder etwas verschmieren,“ versprach ich.
"Vielleicht – wenn ich fertig bin – quilte ich ein paar wirklich große Platzdeckchen, die zu der Tischdecke passen,“ sagte sie. "Nur zur Sicherheit,“ fügte sie hinzu.
"Sicher!“ sagte ich. Sicher!
Aus dem Englischen übersetzt von Angelika Volkenandt mit Erlaubnis des Autors A.B. Silver, Copyright 2005 by A.B. Silver, jegliche Reproduktion oder Weitergabe ohne Genehmigung des Autors A.B. Silver ist verboten.