Auf dem gesamten Heimflug im Flugzeug sprach sie von unserem Urlaub. Nicht ein einziges Mal erwähnte sie das Quilten. Dass sie fünf Tage von zu Hause weg gewesen war hätte sie zu einem nervösen Wrack machen müssen. Aber die drei Tage, die wir durch die Landschaft von Lancaster gefahren waren, dabei fünfzehn Quilt- und Stoffgeschäfte besucht hatten – das hatte jegliches Verlangen befriedigt, das ihr Körper sonst verspürt hätte. Die Summe der Stoffe, die sie gekauft und die später unser Gepäck zum Platzen gebracht hatte, ließen sie ihr zu Hause für eine Weile vergessen. Sie wurde nicht von Angstzuständen geschüttelt, sie hatte keine Alpträume, sie hatte nicht gesprochen von einem tiefen Verlangen in Panik nach Hause rennen und zu sehen, ob ihr Nähzimmer und ihre Projekte noch immer da waren und ihr Stoffvorrat sich noch immer an seinem Platz befand.

Aber als wir durch die Eingangstür traten, änderte sich das alles. Obwohl das Haus unberührt war, die Zimmer unverändert, ihre Nähmaschine und ihre Projekte geduldig auf ihre Rückkehr warteten, war mein "Darling Wife“ alarmiert.

"Irgendetwas stimmt nicht,“ sagte sie.

"Alles stimmt,“ sagte ich. "es ist nur die Tatsache, dass du wieder zuhause bist, die dich gefangen nimmt.“

"Nein, irgendetwas geht hier vor.“ Sie begann durchs Haus zu rennen, Türen und Schubladen und Schachteln zu öffnen.

"Wie wäre es, wenn wir etwas essen und dann schlafen gehen,“ sagte ich, als sie an mir vorbei rannte. "Alles andere kann bis morgen warten.“ Es war acht Uhr abends, aber wir lebten noch nach Pennsylvania Zeit, wo es elf Uhr in der Nacht war – was unsere Köpfe ein wenig ins Schwanken brachte. Sie antwortete nicht, winkte mir aber zu ihr zurück in ihr Nähzimmer zu folgen. Ich ging.

"Ich muss sicher gehen, dass alles in Ordnung ist,“ sagte sie als ich neben ihr stand. "Irgendetwas ist falsch.“ Sie stand neben ihrer Maschine, die sie gerade abgedeckt hatte. Für mich sah die Maschine gut aus.

"Alles ist gut,“ sagte ich. Nach einem elfstündigen Aufenthalt im Flugzeug und auf Flughäfen sah das Haus wunderbar aus. Zuhause war wo mein Herz war.

"Du packst aus, während ich mich noch ein bisschen umsehe,“ schlug sie vor.

"Ich werde vor morgen gar nichts auspacken,“ beharrte ich. "Ich gehe einen Kaffee machen.“ (Entcoffeinierten – nichts sollte mich später wach halten). Ich ließ sie allein.

Ich kochte Kaffee und taute etwas Brot aus der Tiefkühltruhe auf. Ich fand etwas Marmelade und bereitete einen Snack vor. Ich gähnte.

"Sie waren draußen,“ sagte sie als sie in die Küche kam, Aufregung in ihrer Stimme, dieses "ich weiß alles“-Glimmern in ihren Augen.

"Wer war draußen?“ fragte ich.

"Die Quilt-Projekte,“ sagte sie.

"Nimm einen Kaffee,“ sagte ich und lud sie an den Tisch ein. Ich hatte nicht die Absicht, sie um eine Erklärung zu bitten. Aber sie gab sie mir trotzdem.

"Ich weiß es eben,“ sagte sie. Ich sagte kein Wort. Ich reichte ihr Kaffee.

"Blaubeere oder Erdbeere?“ Ich fragte während ich die Marmeladentöpfe vor sie hinstellte.

"Der neue Quilt, den ich gerade mache...“ begann sie und nippte an ihrem Kaffee.

"Welcher Quilt war das?“ fragte ich. Schließlich schien sie stündlich einen neuen Quilt für jeden den sie kannte zu machen.

"Der mit den Paper-Piecing Blumen,“ antwortete sie.

"Was ist damit?“ Ich gähnte wieder, wahrscheinlich mein dreiundzwanzigster Gähner in den letzten fünfzehn Minuten.

"Er hat sich herumgetrieben,“ sagte sie. Ein anderer Ehemann hätte an dieser Aussage wahrscheinlich gezweifelt, aber ich wusste es besser. Trotzdem musste ich fragen.

"Woher weißt du, dass er sich herumgetrieben hat?“

"Genauso wie die anderen,“ sagte sie.

"Die anderen???“

"All meine UFOs haben sich herumgetrieben, während wir weg waren,“ sagte sie. Ich reichte ihr eine Scheibe Toast und sie strich Blaubeermarmelade darauf und biss kräftig hinein. Sie kaute schnell und verschlang ihren Toast.

"Herumgetrieben wie Geister?“ fragte ich. Ich nahm auch einen Bissen Toast.

"Nicht wie Geister,“ sagte sie. "Es gibt keine Geister. Die UFOs haben sich ganz von allein herumgetrieben.“

"Tun sie das immer noch?“ fragte ich.

"Nein, natürlich nicht. Aber während wir weg waren, waren sie draußen und haben mich gesucht – und ich war dreitausend Meilen weit weg und sie konnten mich nicht finden.“

"So, woher weißt du, dass sie draußen waren?“ Ich nahm einen weiteren Bissen von meinem Toast.

"Weil sie nicht mehr so sauber gefaltet liegen wie ich sie verlassen habe. Und sie liegen nicht mehr an demselben Platz, an den ich sie hingelegt hatte.“

"Bist du dir dessen sicher?“

"Ich hatte das Paper-pieced Blumenprojekt in die unterste Schublade gelegt und ich fand es wieder in der obersten – wo der Rückseitenstoff liegt. Sie lagen getrennt. Jetzt sind sie zusammen.“

"So?“ fragte ich.

"Der Rückseitenstoff war vorher in der Box unter dem Bügeltisch.“

"Warum ist er umgezogen?“ fragte ich. Ich wollte ihr wirklich glauben.

"Sie wollten fertig gemacht werden.“

"Und sie kamen zusammen, während wir weg waren?“

"Natürlich. Der Quilt hatte Sehnsucht nach dem Binding, aber ich war in Pennsylvania und habe mich amüsiert. Die armen Dinger. So kamen sie zusammen.“ Vielleicht war sie wirklich müde. Ich fragte mich ob der Jet-lag Täuschungen und Illusionen hervorrief.

"So waren alle Quilt-Projekte unglücklich und vagabundierten durchs Haus auf der Suche nach Vollendung?“ Vielleicht war sie wirklich eingeschlafen und in einer anderen Dimension.

"Oh, du würdest das nicht verstehen,“ sagte sie. Oh doch, ich würde. Ich verstand. Wir waren lange genug verheiratet um ihr alles, was sie übers Quilten zu sagen hatte auch zu glauben. "Nun, dann solltest du jetzt besser schlafen gehen, damit du alle Projekte beenden kannst. Ich möchte nicht, dass sie mehr als unbedingt nötig durch die Gegend wandern.“ Ich bin ein mitfühlender Mann. "Vielleicht wissen sie ja, dass du wieder zuhause bist und sie eine sichere Zukunft haben,“ sagte ich zu ihr.

"Glaubst du dass sie wissen, dass ich wieder da bin?“ fragte sie.

"Oh ja, da bin ich mir sicher. Meinst du wir können jetzt schlafen gehen?“

"Jetzt? Nein, nicht jetzt. Ich muss sie alle fertig machen. Ich wäre nicht in der Lage irgendetwas zu tun ehe sie nicht alle fertig sind.“

"Also muss ich alles alleine auspacken?“

"Macht es dir etwas aus?“

"Um die Projekte vom Herumirren und Herumwandern und der Einsamkeit zu erlösen? Nein, nicht im geringsten.“ Und so überließ sie das schmutzige Geschirr und das Auspacken mir und ging glücklich zurück in ihr Nähzimmer. Ich spülte das Geschirr ab, aber das Auspacken sparte ich mir für morgen auf.

Das war vor drei Tagen - und jeden Tag leugnete sie jemals etwas über ihre Projekte oder Geister oder einsame Rückseiten oder UFOs gesagt zu haben. "Das ist so niemals passiert,“ sagte sie jeden Tag. Stattdessen sprach sie über den Jet-lag, wie wenig Schlaf wir die letzten Tage gehabt hatten, dass ich derjenige gewesen sein musste, der die ganze Zeit halluziniert hatte – und dass alle ihre Projekte exakt da waren wo sie sie vor unserem Urlaub gelassen hatte.

Und vielleicht hat sie ja Recht. Ich nehme ihr Wort dafür. Nun – wenn ich nur herausfinden könnte, wie mein Computer auf die andere Seite des Schreibtischs gekommen ist.................


Aus dem Englischen übersetzt von Angelika Volkenandt mit Erlaubnis des Autors A.B. Silver, Copyright 1999 by A.B. Silver, jegliche Reproduktion oder Weitergabe ohne Genehmigung des Autors A.B. Silver ist verboten.