(Anmerkung der Übersetzerin: als Squilt bezeichnen die Amerikaner das fertig geheftete, aber noch nicht gequiltete und noch nicht eingefasste Sandwich bestehend aus Quilt-Top, Vlies und Rückseite)

"Ich brauche eine Hand,“ sagte sie. Sie stand neben mir in der Küche während ich den letzten Schluck Kaffee für diesen Morgen austrank.

"Eine Hand oder einen ganzen Körper?“ fragte ich. Ich wusste, sie würde nur mit einer Hand nicht zufrieden sein. Aber ich wusste nicht, dass sie meinen ganzen Körper wollte.

"Komm mit,“ sagte sie in einem Ton, der keine weiteren Fragen mehr duldete. Ich war ganz der ihre.

Ich brachte es noch fertig meine Tasse und den leeren Frühstücksteller auf die Küchenablage zu stellen bevor sie mich aus der Küche hinein ins Wohnzimmer bugsierte. "Was? Was ist?“ fragte ich.

"Ich muss einen Quilt heften,“ sagte sie.

"Du hast das Top schon fertig?“ fragte ich, überrascht, dass es so war. Gestern Abend hatte immer noch der letzte Rand gefehlt, den sie noch annähen musste.

"Ich war bis zwei Uhr auf,“ sagte sie.

"Und du hast das Top fertig?“ fragte ich ohne Absicht. Natürlich hatte sie das Top fertig. "Und du hast die Rückseite fertig?“ Sie nickte ganz leicht und das reichte um zu wissen, dass sie eine sehr fleißige Biene gewesen war.

"Ich brauche eine Hand um den Squilt zu machen,“ sagte sie. Sie war bereit, das Top, die Einlage und die Rückseite zu heften.

"Du brauchst mich zum heften?“ Ich war verblüfft. Vielleicht hatte sie nicht genug Schlaf abbekommen. Wenn ich den Quilt, an dem sie arbeitete, auch nur berühren würde, würde er auseinanderfallen. Er würde sich vor unseren Augen auflösen. Ich war so geschickt im Umgang mit einem Stück Stoff und einer Nadel und Garn wie ein winterschlafender Bär – ein Tier, das ich allerdings jetzt gerade sehr beneidete.

"Natürlich nicht,“ sagte sie mit dem ihr eigenen kleinen, missbilligenden Lachen. "Ich brauche Platz um den Quilt auszubreiten, damit ich ihn heften kann.“

"Hier drin?“ fragte ich und schaute mich verblüfft im Wohnzimmer um, betrachtete die zerlegbare Regalwand, den Kamin, den Tisch mit den Pflanzen am Fenster, den Kaffeetisch, die Stereoanlage – sah das offensichtliche Fehlen von Platz für nur ein bisschen mehr.

"Das ist die einzige Stelle im Haus mit genug Platz,“ beharrte sie.

"Ich denke, ich kann den Kaffeetisch wegstellen,“ sagte ich. Wenn ich den Kaffeetisch wegschaffte war vielleicht genug Platz um den Quilt auf dem Teppichboden auszubreiten.

"Ich kann auf dem Boden nicht arbeiten,“ sagte sie und machte dieser Idee damit ein schnelles Ende.

"So?“ fragte ich. Das war wohl die dümmste Frage, die ich hatte stellen können – wo es soviel besser gewesen wäre aus dem Haus zu laufen, ins Auto zu springen und die 3000 Meilen zur Westküste zu fahren, egal welches Wetter draußen herrschte.

"Ich möchte, dass du die Klapptische holst und aufbaust.“

Ich lachte, aber es war ein sehr kurzes Lachen. "Hier rein?“

"Ich brauche eine Menge Platz,“ sagte sie. "Du wirst etwas wegschaffen müssen.“

"Ich werde etwas wegschaffen müssen,“ murmelte ich vor mich hin. "Ich werde etwas wegschaffen müssen,“ sagte ich zu ihr. Ich hoffte, dass sie mein Lächeln zu schätzen wusste. Was ich würde wegschaffen müssen war die zehn Tonnen schwere zerlegbare Regalwand.

"Ich werde dir helfen,“ sagte sie. Hah!!!

Sie half tatsächlich. Sie feuerte mich an, als ich meinen Körper nach unten schwang ("sweet Chariot“), meinen Rücken auf eine Seite der Couch schob ("trage die Last“) und eine Weile ächzte ohne dass die Couch auch nur ein bisschen nachgegeben hätte ("diese glückliche, alte Sonne hat nichts anderes zu tun als tagtäglich über den Himmel zu rollen“).

Sie half tatsächlich. Sie zeigte auf den Kamin acht Fuss weit weg und sagte, "schieb sie nur hier hin.“

Ich schob. Ich schubste. Ich stand auf und glättete zweiundzwanzig Knicke in meinem Rücken. Ich zog. Ich ächzte. Ich beugte mich vornüber. Ich schubste etwas mehr. Die Couch bewegte sich zwei Zentimeter, noch einmal zwei und noch einmal zwei. "Ist das genug?“ fragte ich.

"Nur noch ein klitzekleines bisschen mehr,“ sagte sie.

Und so ging es weiter. Acht Leben später lehnte die zerlegbare Regalwand am Kamin. Ich hatte den Kaffeetisch weggeschafft. Ich hatte die Blumen samt dem Tisch, auf dem sie gestanden hatten, vom Fenster weggenommen. Ich hatte genug Platz geschaffen, damit mein Aufseher arbeiten konnte. Ich hatte meinem Körper jede Energie entzogen, die er jemals gehabt hatte und hatte jeden Muskel meines Körpers an einen Platz verschoben, wo nie ein Muskel zuvor gewesen war.

"Jetzt kannst du die Tische holen und sie aufbauen,“ sagte sie.

"Jetzt???“

"Ich bin bis zwei Uhr aufgewesen,“ sagte sie. Das war Antwort genug. Ich ging in die Garage um die meterlangen Esstische zu holen, die wir zweimal im Jahr benutzten, wenn wir genug Mut hatten um unsere Kinder, ihre Partner und die Enkelkinder alle zusammen zum Essen bei uns zu haben.

Als ich in der Garage stand und die Tische betrachtete dachte ich ernsthaft darüber nach, wie das Leben gewesen war, bevor sie mit dem quilten angefangen hatte. Damals hatte sie nur zwei Zimmer der Näherei gewidmet. Jetzt, so schien es, war das Wohnzimmer ihrem Nähequipment hinzugefügt worden.

So, ich gab es auf, jemals wieder meinen Körper kennen zu wollen und manövrierte die beiden Tische durch die Küche, durch den Flur, der nicht gemacht war für irgendeine Passage dieser Art und ins Wohnzimmer, wo sie das Glück hatten zu einem großen Quilttisch zusammengesetzt zu werden.

"Gute Arbeit,“ sagte mein Darling Wife. Diese gnädige Anerkennung meiner Arbeit war meine einzige Belohnung (abgesehen von dem Verlust von 6 Gallonen Süssigkeiten und drei Pfund). Aber das war sicher Belohnung genug.

"Jetzt hast du Platz zum arbeiten,“ sagte ich.

"Das ist sehr schön,“ sagte sie, aber sie sagte es auf eine sehr sonderbare Art.

"Oh?“

"Nun,“ sagte sie lieb.

"Nun was?“ sagte ich, weniger lieb.

"Nun, während du in der Garage warst habe ich Sharon vom Quiltshop angerufen und sie um Rat gefragt und sie hat mir ihre Tische angeboten. Sie hat diese vier großen Tische und ich kann alles sehr viel besser ausbreiten und sie ist da um mir zu helfen, darum gehe ich rüber um den Quilt dort zu heften. Ich bin bald zurück,“ sagte sie.

"Du bist bald zurück?“ fragte ich. Ich hatte meinen Körper schon verloren. Verlor ich jetzt auch noch meinen Verstand? "Was ist mit diesem Zimmer?“

"Oh, lass es so wie es ist. Ich werde die Tische brauchen, wenn ich mit dem maschinenquilten anfange. Ich werde nur meine Nähmaschine hier rein stellen. Das macht dir doch nichts aus, oder?“

Der Quilt ist geheftet und ich ruhe mich aus. Ich glaube, ich werde mich hier noch ein bisschen länger ausruhen. Ein bisschen länger. Ein bisschen länger. Ein bisschen länger........


Aus dem Englischen übersetzt von Angelika Volkenandt mit Erlaubnis des Autors A.B. Silver, Copyright 1998 by A.B. Silver, jegliche Reproduktion oder Weitergabe ohne Genehmigung des Autors A.B. Silver ist verboten.